Zeitschrift für Frauen.Die Jounalistin Clair Weaverwurde bei den "Australian Publisher's Awards" am 13.11.2011 zur besten Journalistin im Bereich Investigations-Jounalismus gewählt.
Sex Skandal erschüttert australische Yoga-Schule
Hoodoo Guru - für Millionen Anhänger ist er ein Yogameister, der sie zu spiritueller
Erleuchtung führen kann. Aber ist er auch ein manipulativer Sexualverbrecher?
CLAIR WEAVER forscht nach
Als die 20jährige Yoga-fanatische Natalie während ihres Aufenthalts in Swamiji
Maheshwarananda's Ashram in Indien, zu ihm gerufen wurde, war sie sehr aufgeregt, über
die Aussicht an seiner spirituellen Weisheit in einer persönlichen Audienz teilhaben zu
dürfen. In einem kleinen, durch eine Kerzenflamme beleuchteten Raum, wurde sie umarmt
und gehorchte seinem Befehl, ihm in die Augen schauen. Minuten vergingen, während die
junge Verehrerin versuchte, in seinem Blick zu verschmelzen. Ihre Konzentration wurde jäh
unterbrochen, als eine junge Frau erschien und sich wortlos zu Füssen ihres Yoga-Meisters
setzte, dessen Aufmerksamkeit jedoch bei Natalie blieb.
"Was willst du mir geben?", fragte er Natalie, die einen Moment nachdachte, bevor sie
antwortete: "Ich gebe dir meine Gedanken (Mind)."
"Nur?" beschwor er. Verwirrt und beschämt über ihr unzureichendes Angebot, versuchte sie
es erneut. "Ich gebe dir mein Herz." "Nur?", wiederholte er. "Meinen Körper und meine
Seele", antwortete sie, als sie versuchte, ihn mit der Rezitation eines Gebets
zufriedenzustellen. Er umarmte sie. Plötzlich erschauderte Natalie: die andere junge Frau
leckte seine Finger. Die inneren Alarmglocken läuteten, aber sie war wie eingefroren,
unfähig sich zu bewegen. "Das ist, was du wolltest, nicht wahr?" sagte ihr Guru, während die
andere Frau begann, Natalies Hose herunterzuziehen.
Das war Natalies erste sexuelle Erfahrung im Leben. Als sie mit 14 Jahren voller Idealismus
Swami's Yoga-Bewegung beitrat, wurde sie zu einer inbrünstigen Schülerin, die ihr Leben
einem reinen und spirituellen Dasein widmete. Dies bedeutete ein Leben in Enthaltsamkeit,
um 4 Uhr morgens Yoga zu Üben, eine strikte vegetarische Diät zu halten und sich von
Alkohol und Drogen fernzuhalten.
Kürzlich unternahm sie einen weiteren wichtigen Schritt bei ihrer Suche nach Erleuchtung
und reiste nach Indien, zu Swami's Ashram in Jadan, Rajasthan.
"Er war auf mir, mit seinem dicken Bauch" erzählt Natalie in einer emotionell geladenen
Aussage. "Er fragte mich, ob ich noch Jungfrau war und ich sagte ja. In meinem Kopf
wiederholte ich wieder und wieder 'du Bastard, du alter Bastard'. Er änderte sein Vorhaben
(Verkehr zu haben) und drückte stattdessen meinen Kopf zu seinem Penis und sagte 'trink
es'. Ich dachte, ich müsste mich übergeben."
Natalie ist nicht alleine mit ihren Anschuldigungen der sexuellen Ausbeutung durch ihn. Der
von seinen Anhängern liebevoll "Swamiji" genannte 66 -Jährige (sic!?) ist der einflussreiche
Begründer von Yoga im täglichen Leben, einem globalen Netzwerk mit 21 Zentren alleine in
Australien. Der von den vereinten Nationen für seine humanitäre Arbeit ausgezeichnete
ehemalige Mechaniker-Gehilfe hat sich einen internationalen Ruf als Friedensstifter und
Umweltschützer erschlichen. Während der letzten 20 Jahre tourte er regelmäßig durch
Australien, um Seminare abzuhalten und um seine wachsende Anhängerschaft zu besuchen,
welche sich von WA und SA bis NSW, Victoria und Queensland erstreckt.
Er galt als "Rockstar" der Yoga-Welt, eine schillernde Erscheinung, in seiner leuchtendorangen
Robe, mit seinem vollen, wallenden Haar und langen Santa-ähnlichen Bart.
Das Wohlwollen gegenüber dem Guru begann sich Anfang des Jahres jedoch einzutrüben,
als das erste poltern des Sex Skandals den Kern der Organisation erschütterte. Eine paar
Frauen in Europa, die über ihre sexuellen Erfahrungen mit Swamiji berichteten, wurden als
"verrückt" abgetan. Mitglieder wurden angewiesen, diese Aussagen zu ignorieren und
stattdessen für diese Frauen zu beten. Doch das Siegel war gebrochen: Ein "Whistleblower"
errichtete eine Website, auf der schockierende Aussagen mehrerer Frauen über den
angeblichen Missbrauch durch Swamiji veröffentlicht wurden.
Es schien, als hätte der Mönch, der laut Ex-Anhängern behaupte, zölibatär zu leben, seine
machtvolle Position ausgenützt, um junge weibliche Anhänger regelmäßig zur Befriedigung
seiner eigenen sexuellen Gelüste zu missbrauchen. Obgleich keine dieser Anschuldigungen
Vergewaltigung beinhalteten, begannen Leute den Verein zu verlassen. In Australien
mehrten sich die Stimmen, die nach Antworten verlangten. Gegen Ende Juni traten dann 18
hochrangige Persönlichkeiten, welche bis zu 20 Jahren Mitglieder von Yoga im täglichen
Leben gewesen waren, von ihren Ämtern zurück. Dies beinhaltete den gesamten
(australischen) Vorstand. Einige wurden ausgeschlossen, andere kamen einfach nicht mehr.
Einige Zentren mussten geschlossen werden. "Wir alle gaben unser Herz und Seele für den
Aufbau der Organisation, es war so vernichtend" sagt Lisa, eine Ex-Schülerin aus Brisbane.
In Australien wurde es nicht wie eine Sekte geführt, aber die Beziehung, die Personen zu
Swamiji hatten, waren sektenartig - wir sollten alles tun, was er sagt, ohne es zu
hinterfragen. Wir nahmen ihn als unseren Yogameister, als jemanden, der uns den Weg zur
Erleuchtung zeigen würde. Wir glaubten, er wäre ein Heiliger - und er kultivierte dieses
Image auch." Auszusteigen war nicht einfach. "Den ganzen Mai hindurch erhielten wir
bedrohliche, anonyme Emails" sagte sie. "Da begriffen wir, daß die Zeit gekommen war, um
auszusteigen. Ich würde schätzen, daß zwischen 70 und 80 % der Kernschüler bereits
ausgestiegen sind.
Ex-Schülerin Alice, eine junge Frau aus Deutschland, die 2004 bei ihrer Fahrradtour durch
Indien einen ungeplanten Zwischenstopp in Swami's Ashram einlegen musste, sagte aus,
daß sie zum Oralsex mit ihm gezwungen wurde, nachdem sie in seinen Bann geraten war.
Sie sagt, daß die Zahl der Frauen, von denen bekannt ist, daß sie sexuelle Begegnungen mit
Swamiji hatten, an die Hundert geht. "Und das sind nur die, von denen wir wissen - die
Dunkelziffer könnte sich auf mehrere Hundert belaufen." fügt sie hinzu. "Es handelt sich
sowohl um Frauen aus Australien, als auch Frauen aus anderen Ländern." Die überwiegende
Mehrheit ist zu ängstlich oder beschämt, darüber zu sprechen, aber drei Frauen erklärten
sich, unter Zusicherung von Anonymität, bereit von MADISON interviewt zu werden.
Ihre Aussagen sind beunruhigend: "Als ich das letzte mal in Swamiji's Bett war, war ich noch
Jungfrau," sagte Natalie. "Er befahl einer anderen Frau das nächste mal ein Laken
bereitzuhalten, denn es würde eine Menge Blut geben." Glücklicherweise vertraute sie sich
einer Freundin an und kehrte nicht wieder zurück.
Sarah, eine andere Schülerin, erinnert sich bei einem Seminar in Ungarn des Nächtens
zusammen mit ein paar anderen Mädchen in sein Zimmer gerufen worden zu sein. "Er ließ
uns in einer Reihe stehen und befahl, uns auszuziehen, am Boden sitzend der Wand
zugewandt zu meditieren" sagt sie.
"Dann rief er uns, Eine nach der Anderen, zu sich ins Bett. Ich war so ängstlich und versuchte
mich selbst zu beruhigen, indem ich mein Mantra wiederholte. Als ich an der Reihe war,
fragte er mich, ob ich noch Jungfrau wäre. Ich war. Er berührte mich überall und er wollte,
daß ich ihn berühre. Er nahm meine Hand und berührte sich selbst, dann drückte er meinen
Kopf zu seinem Penis und hielt mich so, bis ich meinen Mund öffnete. Dann wollte er von
uns allen stimuliert werden und verlangte, daß wir einander berührten. Am Schluss
ejakulierte er in den Mund eines Mädchens. Er nannte es Prashad (heilige Nahrung)."
Ulrike Schiesser, Psychologin der Bundesstelle für Sektenfragen in Österreich, berät die
angeblichen Missbrauchsopfer und versteht, warum die Meisten nicht bereit sind, ihre
Berichte zu veröffentlichen - sie sind in einem lähmenden Netz aus Scham, Schuld, Wut und
Hilflosigkeit gefangen. "Viele fühlen sich schuldig, die Gruppe nicht eher verlassen zu haben,
geschwiegen zu haben und andere nicht gewarnt zu haben." erzählt Schiesser MADISON.
"Einige fürchten sich vor der Reaktion von Swamiji's Anhängern. Einige fürchten die Rache
des Guru, manche glauben noch immer an seine übernatürlichen Fähigkeiten. Einige derer,
die ihr Schweigen brachen, berichten nun über darauffolgende Verleumdungen, öffentliche
Anschuldigungen und offene Drohungen. Schon bald waren sie in der Situation, sich selbst
rechtfertigen zu müssen. Einige werden schlicht als Lügner bezeichnet oder unter Verdacht
gestellt, psychisch krank zu sein."
Viele von Swamiji's Schülern glauben an seine mystischen Kräfte. "Er hat definitiv die Gabe,
das Herz zu öffnen und dich deine eigene Liebe spüren zu lassen" sagt Alice. Aber Richard,
ein ehemaliger Swami, der in den USA lebt und ein Internetforum, in welchem der Skandal
diskutiert wird (www.beyondorange.org), betreibt, ist da skeptischer. "Er ist ein sehr guter
Apotheken-Psychologe" sagt er. "Er kann erkennen, wie eine bestimmte Person ist, welche
Schwächen sie hat und er spielt mit diesen."
Ruby, die Zuflucht vor häuslicher Gewalt suchte, wurde mit 17 Jahren Schülerin, sie ist ein
klassisches Beispiel. Sie blieb für 15 Jahre bei Yoga im täglichen Leben, obwohl sie im Alter
von 22 Jahren angeblich intim von Swamiji berührt wurde. "Ab dem Moment an, an dem er
seine Hand zwischen meine Schenkel steckte, ich war mir klar, etwas war völlig falsch ", sagt
sie". Ich verstand erst dieses Jahr, warum ich nicht in der Lage war, auszusteigen - Ich hatte
nichts Anderes".
Einiges von Swamiji's Wissen könnte laut Richard eher mehr elektronischer Überwachung
entstammen, als übersinnlichen Fähigkeiten oder kluger Psychologie. "Er wollte, daß ich ihm
ein Spionage-Gerät besorge" sagt er. "Ich kaufte es mit meinem eigenen Geld, weil ich mich
schämte, es für den Ashram zu kaufen, und es zudem schwierig gewesen wäre, dem
Finanzamt zu erklären, warum eine non-Profit-Organisation einen James-Bond Apparat
benötigt." Ein Mitglied des Vertrauens würde das Gerät bei sich tragen, während er sich in
der Nähe der Schüler befindet und Swami konnte heimlich mithören" sagt er.
Die Dunkelheit darunter
Als Swamiji still zurück nach Australien kam, vermied er es ungewöhnlicher weise, Aufsehen
zu erregen. Normalerweise werden seine Besuche groß angekündigt, mit Workshops und
Seminaren, welche öffentlich beworben werden. Im Gegensatz dazu, war dieser Besuch sehr
gedämpft. Beim Hauptsitz der nationalen Organisation in Annandale, Sydney, bekundeten
die loyalen Anhänger ihre Dankbarkeit dafür, daß Swamiji gekommen war, um "uns das
Licht in diesen schwierigen Zeiten zu zeigen".
Ich besuchte für MADISON den Samstag Abend-Satsang (spirituelle Zusammenkunft)
undercover. Swamiji saß bequem auf einer gepolsterten weißen Couch, umgeben von
Blumen und neben sich überdimensionale, gerahmte Bilder von sich selbst und anderen
Gurus. Der Rest von uns saß vor ihm auf dünnen Polstern auf dem Boden, wie Kinder bei
einer Schulversammlung. Mir wurde von einem vergötternden Anhänger mit glasigem Blick
erzählt, wie glücklich ich mich schätzen kann, Swamiji persönlich begegnen zu dürfen. Sein
Publikum bestand aus rund 30 bis 40 Personen; früher hatten derartige Veranstaltungen
normalerweise an die 300 Teilnehmer angezogen.
In der fast zweistündigen Predigt, die folgte, erwähnte Swamiji zwar, daß Menschen Yoga im
täglichen Leben verließen, bestand aber darauf, daß diese einfach "einen Umweg" nehmen
würden. In Vorbereitung einer Video-Aufzeichnung seiner Sendung "Swamiji TV", wurde die
Beleuchtung hinter ihm eingeschaltet, um seine Buddha-ähnliche Silhouette hervorzuheben.
Was dann folgte, war eine Sammlung metaphorischet Geschichten. Wir sollten Mahatma
Gandhis Beispiel der Gewaltlosigkeit folgen, wurde uns gesagt. Er verwies auf viele Formen
von Gewalt, nicht aber auf die Art der sexuellen Gewalt.
Auch der Vorfall, bei dem er einer Frau auf den Kopf schlug (auf Video festgehalten und von
MADISON gesehen), wurde nicht erwähnt. Bei einem anderen Vorfall vor sechs Jahren
wurde ein Ex-Mitglied aus Sydney von Swamiji ins Gesicht geschlagen, weil diese eine Türe
offen gelassen hatte.
Am nächsten Tag stellte ich Swamiji auf dem Gehweg außerhalb des Annandale Ashrams die
Frage, was er zu den sexuellen Vorwürfen zu sagen hatte. Er antwortete nicht. Seine beiden
Begleiter, ein Mann und eine Frau, standen ihm sofort zum Schutz an der Seite. Sie
versuchten, meinen Kollegen daran zu hindern, Fotos von Swamiji zu machen, dieser
versuchte, sein Gesicht mit seiner Robe zu verdecken, als seine Begleiter ihn hastig
wegbrachten.
Schweigen scheint die wichtigste Strategie der Organisation im Umgang mit den Vorwürfen
zu sein, obwohl es ein paar vage Aussagen auf ihrer Website über die Verbreitung von
"falschen" Aussagen, welche sie auf "eine Verleumdungskampagne" gegen Swamiji
zurückführen, gibt.
In einer Erklärung der australischen Zweigorganisation an MADISON, behauptete diese, sie
habe eine Untersuchung zu den Vorwürfen in Auftrag gegeben und diese fand keine
Beweise für ein Fehlverhalten Swamiji's. Die angeforderte Kopie dieses Berichtes erhielten
wir jedoch nicht vor Redaktionsschluss. Bei einem Interview mit einem Radiosender in
Vancouver, Anfang dieses Jahres, wies Swamiji die Vorwürfe als "völlig falsche Information",
hervorgerufen durch Neid auf seine Arbeit, zurück.
UNTERSUCHUNG
Pornofilme mit Opfern und Freiwilligen
"Ein großer Teil von Yoga im täglichen Leben besteht aus Manipulation", sagt Emily, ein
ehemaliges Mitglied aus Sydney, das in den 90er Jahren einstieg. "Es ist immer noch
evident. Auch die Ausschlüsse waren sehr aggressiv - vor allem wenn man weiß, daß die
Menschen dieser Organisation ihr ganzes Leben gewidmet hatten. "Tatsächlich stützt sich
das Netzwerk stark auf die unbezahlten Yogalehrer, Freiwilligenarbeit und erheblichen
finanziellen Spenden von altruistischen Anhängern." MADISON erfährt, daß einige
ehemalige australische Mitglieder einen genügsamen Lebensstil pflegten, ganz im Glauben,
daß dies dem Ideal einer reineren Existenz entspräche, und spendete einen großen Teil ihres
Einkommens an Yoga im täglichen Leben, sowie deren karitativen Projekten, wie z.B. einer
Schule für arme Kinder. Ganz im Gegensatz dazu wird davon berichtet, daß Swamiji stets
Erster Klasse reist, sich in den gehobenen Hotels aufhält und jeden materiellen Komfort
genießt. Seit 1990 Überwacht er den Bau eines monumentalen Ashrams auf einer Fläche
von 1.000.000m² in Indien, sein persönliches Vermögen soll enorm sein.
Obwohl Yoga im täglichen Leben in 30 Ländern praktiziert wird, hat Australien eine
entscheidende Rolle bei dem weltweiten Erfolg gespielt. Ex-Swami Richard erklärt: "Bevor
Yoga im täglichen Leben nach Australien kam, war es eine Randerscheinung. Die Australier
nutzten ihre Professionalität, ihre Fähigkeiten und ihr Wissen, um es zu einem echten
Unternehmen zu machen. "In Australien war Yoga im täglichen Leben in der Tat anerkannt
und respektiert - und keiner der angeblichen Vorfälle fand in Australien statt“.
Die Anwesenheit der Australier in Swamiji's Ashram in Indien könnte dabei geholfen haben,
den diesjährigen Exodus ausgelöst zu haben. "Was sehr überzeugend war, ist die Geschichte
einer Reihe von Australiern, die seit einigen Jahren in Jadan lebten und welche die
missbrauchten Frauen unterstützten", schrieb ein/e ehemalige/r Yoga-Lehrer/in im Online-
Forum Richards.
Der Skandal hat Schockwellen rund um den Globus geschickt. Ein ehemaliger europäischer
Swami, einer der Hauptakteure der letzten 30 Jahre, wurde von einigen Personen von Yoga
im täglichen Leben beschuldigt, hinter einer "Verleumdungskampagne" gegen Swamiji zu
stecken, er schrieb in einem offenen Brief über seine Abscheu, daß "hinter den Kulissen von
Yoga im täglichen Leben Seminaren wahre Pornofilme mit Opfern und Freiwilligen
stattfanden." Der Ex-swami erinnerte sich an erste Vorwürfe über sexuelle Übergriffe
bereits im Jahr 1982, jedoch aber gestand er, daß er und die meisten anderen Anhänger es
vorzogen "unserem Guru - und nicht den Tränen, den Ängsten und der Demütigung der
Opfer zu glauben."
AUS DER SEKTE AUSSTEIGEN
Zuerst wollten die meisten australischen Anhänger die Vorwürfe nicht glauben, doch fühlten
sie sich verpflichtet, diese ernst zu nehmen. "Ich sprach mit den missbrauchten Frauen, sagt
Ex-Mitglied Lisa. "Ich habe auch berücksichtigt, was ich alles über die letzten Jahre gesehen
und niemals hinterfragt hatte, da fügten sich die Puzzleteile zusammen... Swamiji hatte
immer junge Frauen um sich herum, die für ihn kochten und putzten, was für einen Mönch
und einen Guru nicht wirklich angemessen ist.
Natalie, die vor Kurzem auf Grund der tagtäglichen Schikanen, denen sie, nachdem sie ihre
Geschichte enthüllt hatte, ausgesetzt war, aus ihrer Stadt in Slowenien ziehen musste,
gesteht, daß die blinde und bedingungslose Hingabe zu Swamiji für Außenstehende nur
schwer zu nachzuvollziehen ist.
Als Schülerin beinhaltete ihre Gehirnwäsche das ständige wiederholen des Mantras: "Ich
verneige mich dir, mein Guru, dem Licht des Universums ", Wasser von seinem Fußbad zu
trinken und Essensreste von seinem Teller zu essen. Rückblickend, aus heutiger Sicht,
erscheint es als verrückt. “Ich kann gar nicht glauben, daß ich es tat ", sagt sie.
Es scheint, als wäre soziale Isolation auch einer der Schlüssel gewesen: Ex-Schüler
beschrieben, wie Yoga im täglichen Leben schnell ihre Leben verschluckt hatte, wie Swamiji
ihnen riet, nicht mit Außenstehenden Umgang zu pflegen, Personen die nicht Yoga übten
oder die Fleisch essen, wären von schlechtem Einfluss. Dies machte ein Aussteigen
schwierig. Natalie war am Boden zerstört, als ihr ihre besten Freunde in den Rücken fielen
und ihr vorwarfen, sie hätte gelogen, als sie ausstieg. Warum ist sie dann ausgestiegen? Die
Geburt ihrer Tochter war ein prägender Moment. "Bei dem Gedanken, daß dies meinem
Mädchen passieren könnte, realisierte ich, daß ich alles tun würde, um dies zu verhindern.“
Jedoch bewerten nicht alle Frauen, die sexuelle Beziehungen zu Swamiji hatten, diese als
ausbeuterisch. MADISON erfährt, daß einige diese als intime Segnung oder spirituelle
Lektion empfanden. Laut Natalie sind andere Geliebte - einschließlich derer, die verheiratet
und nach wie vor noch in der Organisation tätig sind, "stolz" darauf, Teil seines Harems zu
sein. "Diese erklärten mir, daß das, was er tat, Tantra [starke rituelle Körperhandlungen] sei,
zur Erweckung Ihrer Kundalini, um zu einem höheren Bewusstseinszustand zu gelangen",
sagt sie. „Ich hatte niemals etwas derartiges wahrgenommen. Ich fühlte mich lediglich
gedemütigt und dumm.“
Ein ehemaliges Mitglied aus Hamburg, Mira, die sagt, daß sie in den 90ern mit 22 Jahren zu
einer von Swamijis Geliebten wurde, erklärt, daß die Jünger Swamiji als eine direkte Leitung
zu Gott betrachteten. "Stell dir vor, wie sich das anfühlen kann, wenn ein Mädchen glaubt,
solch spezielle [sexuelle] Erfahrungen mit Gott haben zu können? Es war ein
unbeschreibliches Gefühl, ich war euphorisch und es erhöhte mich. Ich habe es nie als einen
Missbrauch wahrgenommen ... Ist es nicht erstaunlich, wie tief gehirngewaschen ich war -
wir waren?" Sie sagt, Swamiji befahl ihr, wie auch den anderen Frauen, ihre sexuelle
Beziehung geheim zu halten.
Solch erschütternde Zeugnisse von Verrat durch einen Mann, der laut Frau Schiesser als
"liebende Vater-Figur" gesehen wurde, wirft die Frage auf: Was wird jetzt mit Swamiji
weiter geschehen? Die Antwort ist "wahrscheinlich nichts". Yoga im täglichen Leben hat
keine klassische Organisationsstruktur. Swamiji gilt als direkter Nachkomme einer heiligen
Dynastie und ist daher unerklärbar. Was ist mit seinen angeblichen Opfern? Die Meisten
werden einfach versuchen, ihr Leben zu leben. Alice verließ Yoga im täglichen Leben im Jahr
2006, sagt aber, sie war verwirrt, bis sie schließlich letztes Jahr eine psychologische
Beratung in Anspruch nahm. "Der sexuellen Missbrauch war nicht so verheerend, als daß ich
nicht darüber hinwegkommen könnte", sagt Alice. "Womit ich jedoch größere Probleme
hatte, war zu erkennen, daß Ich jahrelang in einer Sekte war.“