Hamburg, den 17.4.2011
Hari AUM allen Brüder und Schwestern,
liebe Mitglieder des Vereins Yoga im täglichen Leben Hamburg,
es schreibt euch Sevapuri (in Kürze, ich könnte noch viel mehr Informationen und Details geben).
Dieses Schreiben ist meine persönliche Erklärung zu den aktuellen Vorwürfen gegen Swamiji und keine offizielle Stellungnahme des Vereins.
Ich lege mein Amt im Vorstand als 1. Protokollführer des Vereins dauerhaft nieder, kündige meine Mitgliedschaft und unterrichte nicht mehr für Yoga im täglichen Leben e.V.
Warum? Wie einige, aber noch lange nicht alle von euch wissen, läuft seit ca. 6 Wochen eine vom Fellowship in Wien als Schmierenkampagne bezeichnete Website gegen Swamiji im Internet.
Drei Wochen lang war ich völlig überzeugt, dass das wirklich eine Schmierenkampagne ist und dass an den Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs von Schülerinnen absolut nichts dran ist. Ich war mir sicher, man könne eine solche Sache nicht 29 Jahre unter den Teppich kehren. Unmöglich! Warum 29 Jahre? In dem Statement von S. Milicevic (Sw. Chidanand) steht, dass er bereits 1982 erstmalig von einem solchen Vorwurf gegen Swamiji gehört hat. Außerdem war ich selbst fast 7 Jahre bei YitL, davon insgesamt 8 Monate in Strilky bei den Sommerseminaren, in Indien, Australien und auf 30 Wochenendseminaren mit Swamiji. Ich arbeitete 5 Jahre im Vorstand und hatte n i e auch nur ein Gerücht dazu gehört. Ich dachte, das kann schon deshalb nicht sein. Ich habe mich geirrt.
Aus heutiger Sicht habe ich nun allerdings (gemeinsam mit bereits 15 anderen Mitgliedern der Hamburger Gruppe) sehr begründete Zweifel daran, dass Swamiji behauptet, dass an den Vorwürfen gegen ihn nichts dran sei.
In Australien hat er das vor ein paar Wochen sogar geschworen. Das hat die Organisatoren nach der Durchführung von eigenen Ermittlungen dann trotzdem nicht abhalten können, Swamiji offensichtlich fast ganz von der offiziellen australischen Website zu entfernen.
Die drei Haupt-Ashrams in Sydney, Dungog und Brisbane sowie der Ashram von Perth haben Swamiji zum 20jährigen Jubiläum wieder ausgeladen! Die große Tour findet gerade ganz anders als geplant statt, und das ändert keiner von den bisher sehr ergeben gewesenen Organisatoren mal einfach so aus einer Laune heraus…
Ich bin inzwischen selbst davon überzeugt, dass ein Großteil der Vorwürfe stimmt und denke, dass noch lange nicht alle Vorwürfe erhoben wurden. Ganz unabhängig von den Berichten aus Serbien, Slowenien, Australien, aus dem Internet etc., bin ich zu dem Schluss gekommen, dass man den Vorwürfen der Opfer zumindest nachgehen und sie ernst nehmen muss.
Grund dafür ist schon ein Auszug aus der verdrängten oder verheimlichten Geschichte des Hamburger Ashrams, von der ich vor drei Wochen auch noch gar nichts wusste.
Es gibt eine glaubhafte Aussage einer komplett glaubwürdigen ehemaligen Swamiji- Schülerin , die mir und anderen aus unserer Gruppe mündlich, schriftlich und persönlich von sexuellen Kontakten zwischen ihr und Swamiji in den Jahren ca. zwischen 1991 und 1993 berichtete.
Sie war damals nicht die einzige dieser „besonderen“ Schülerinnen in Hamburg, und auch in Wien gab (gibt?) es welche. Allerdings liegt es ihr fern, diese Schülerinnen namentlich öffentlich zu erwähnen, um deren Persönlichkeitsrecht zu wahren. Und es geht auch immer wieder nur darum, den Berichten aus den anderen Ländern endlich genügend Aufmerksamkeit zu widmen und zu erkennen, dass so eine große Täuschung durch den „Meister“ wirklich stattfand.
Ein paar Swamiji-Schüler, die sie darüber schon ca. 1995 informierte, und die das 16 Jahre lang nicht glauben wollten, es vergessen und verdrängt hatten (16 Jahre!), erinnern sich heute, wo die Sache jetzt kein Einzelfall zu sein scheint, glücklicher- und mutiger weise wieder - teilweise ganz genau.
Alle Aussagen der ehemaligen Schülerin greifen mit den Erinnerungen der Hamburger und den Informationen der missbrauchten Schülerinnen im Internet derart ineinander, so dass der Vorwurf sich sehr verdichtet.
Mir persönlich reicht übrigens ein einziger einverständlicher sexueller Kontakt schon aus, um zu sehen, wie es um Erleuchtung und Sinneskontrolle bestellt ist. Damit scheidet Swamiji als heiliger Meister, der die Erlösung geben kann, schon klar aus.
ALLERDINGS: Die Zeugin betont auch, dass es n i c h t gegen ihren Willen geschah und sie sich n i c h t missbraucht fühlte, wenngleich es im Nachhinein betrachtet natürlich eine gemeine Ausnutzung ihrer Hingabebereitschaft als Schülerin war.
Durch ihren Abstand zur Gemeinschaft von YitL wusste sie nichts von der Internetkampagne gegen Swamiji. Umso überzeugender war es dann auch, als sie bei der Nachfrage durch ein HH-Mitglied genau den Wortlaut von Swamiji wiedergab, den er anscheinend bei den meisten Mädchen benutzte, um ihren letzten Zweifel zu brechen: „…Was gibst du mir? Gibst du mir wirklich alles?“.
All die Abläufe, Worte, Sätze und Methoden die sie aus ihrer gemachten Erfahrung mit Swamiji damals und heute berichtete, entsprechen genau denen, die auf der Missbrauchswebsite auch berichtet werden.
Noch kein Beweis. Aber ein starkes Indiz, dass es Missbrauch gegeben hat, ein starkes Indiz, das nach weiteren Nachforschungen und weiterem Hinterfragen schreit, wenn man sich nicht vorwerfen lassen möchte, dass man da etwas unter den Teppich kehren möchte. Leider will die Mehrheit des Vorstands keine weitere Untersuchungen.
Auf der Vorstandssitzung am 3. April ließ man mir mit diesem Thema keinen Raum. Die Mehrheit des Vorstandes wollte genau wie der Fellowship auch niemanden, der als „Ermittler“ oder Ansprechpartner eingesetzt wird. Man wollte keine außerordentliche Mitgliederversammlung zur weiteren Information und Klärung. Ich hatte darauf hingewiesen, dass das Hinzuziehen anwaltlichen Rates nicht verkehrt sein könne. Auch dazu wurde keine Notwendigkeit gesehen. Warum wurde das alles eigentlich nicht gewollt?
Wer nichts zu verbergen hat, der könnte doch einer solchen Untersuchung gelassen entgegensehen, oder? Eine solche Ignoranz darf bei dieser Tatsachenlage in einem Verein, in dem aufgeklärte Menschen agieren, nicht sein.
Ich bitte euch, zieht eure eigenen Schlüsse. Hier geht es nicht um Strafrecht. Offenbar wären manche der Vorwürfe gegen Swamiji rechtlich auch schon verjährt. Hier geht es darum, sich den Opfern mit dem Herzen zu öffnen und zu prüfen, ob der gewählte Meister noch der Verehrung würdig ist. Hier geht es darum, selbst und frei zu denken.
in Liebe
Seva Puri,
der sich der Kraft seiner Intuition, seines Herzens und dem, was er von Gott zwischen die Ohren bekam, nicht entziehen konnte. Ich werde weiterhin jeden Tag Yoga üben und meine Sadhana machen. Auch Seva kann man überall machen, und Satsang gibt es auch nicht nur bei YidL. Nichts ist verloren. Es ist nur etwas dazugekommen - Klarheit und Freiheit.